Sabeth Ackermann



Autorin

Spannende Unterhaltung mit kriminalistischem Background!
 

Neugierig? 
Hier gibt's was zum Angucken:

neu: "Lilly vor der Tür"

 

11 Kapitel Showdown mit Hochspannung gibt’s in
 
 

Leseproben
 

"Lilly vor der Tür":

 

 

Er hatte es schon wieder getan. Ich stoppte die Wiedergabe des Videos und strich mit meinem rechten Zeigefinger erst nach links zum Anfang der Linie auf dem kleinen Bildschirm meines Smartphones, und dann langsam und nahezu zärtlich wieder nach rechts.

Jetzt konnte ich die Bewegungen der kleinen Gruppe, die erst vor wenigen Minuten an unserem Haus vorbeigelaufen war, im Zeitlupentempo verfolgen - vor und zurück, sooft ich wollte. 

Wenn mir das Studium solcher Bewegungen nicht ausreichte, dann zoomte ich Details heran oder stellte den Ton des Filmchens auf maximale Lautstärke, um eventuelle Unterhaltungen mitverfolgen zu können. 

Einzelne Passant:innen weckten mein Interesse eher weniger. An Tagen, an denen ich hauptsächlich mit solchen Individuen vorliebnehmen musste, konzentrierte ich mich auf diejenigen von ihnen, die mit beneidenswerter Unbekümmertheit so laut telefonierten, dass deren Gesprächspartner:innen mit etwas Glück ebenfalls zu hören waren.

Und im Notfall blieben mir immer noch die Hundebesitzer:innen. Um deren Aufenthalt vor unserem Haus zu verlängern, hatte ich direkt vor dem Treppenaufgang quasi als Stopper einen ausladenden Busch gepflanzt, der von unkastrierten Rüden und läufigen Hündinnen gleichermaßen gerne und häufig zum Auskundschaften und Markieren genutzt wurde.

Ich kannte sie alle: Die Hunde, deren Menschen, die Telefonierenden, die Pärchen, die Familien, die Freundinnen und die Männergrüppchen, die in der jüngeren Ausgabe grundsätzlich lautstark unterwegs waren.

Mit zunehmendem Alter jedoch nahmen sie sich akustisch mehr und mehr zurück, bis bei einigen von ihnen die Phase eintrat, in der beide Hände hinter dem Rücken verschwanden und sich ihre Kommunikation nur noch auf einige wenige, vor sich hin gebrummelte Kommentare beschränkte.
Aus der Art und Weise, wie sie miteinander, am Handy oder auch mit ihren Hunden kommunizierten oder eben nicht, konnte ich schnell erkennen, um welche Arten von Persönlichkeiten es sich handelte.

In der kleinen Sackgasse unterhalb des Waldes, die von Spaziergänger:innen und Jogger:innen gleichermaßen gerne genutzt wurde, fühlten sie sich unbeobachtet und benahmen sich auch so, was für mich natürlich von großem Vorteil war. 

In fast vier Jahrzehnten hatte ich -zunächst nur aus dem Fenster- die ersten, zarten Anbahnungen romantischer Beziehungen, das Erscheinen und Aufwachsen von Kindern, aber auch mehr oder weniger unterdrückte Auseinandersetzungen beobachten können, die leider immer wieder in familiären Katastrophen mündeten. Menschen kamen und gingen und bildeten für mich einen riesigen, mit den Jahren fast schon liebgewonnenen Bekanntenkreis.

War ein neuer Erdenbürger hinzugekommen, der von seinen Eltern stolz im Kinderwagen präsentiert wurde, so gönnte ich mir ein Gläschen Sekt, das ich auf das Wohl von Eltern und Kind leerte.

War aber jemand für immer von meiner Straße verschwunden, so zündete ich für diese Person eine Kerze an und stellte sie ins Fenster.

Solche Rituale gaben mir das Gefühl, im Leben dieser Menschen eine Rolle zu spielen - der Menschen, von denen ich in den meisten Fällen wusste, wo sie wohnten, wie sie lebten und wie sie hießen.

Meinen Namen jedoch kannte niemand von ihnen - ja, wahrscheinlich wussten die meisten nicht einmal, dass ich überhaupt existierte.

Mit Daumen und Mittelfinger hatte ich die Gruppe herangezoomt. Es handelte sich um zwei mir wohlbekannte Pärchen, flankiert von einem unglaublich hübschen, größeren Wollknäuel - einem Golden Doodle, also der Kreuzung aus einem Golden Retriever und einem Pudel. Dessen lange Leine und die etwas schleppende Fortbewegungsgeschwindigkeit des Trüppchens erlaubte es ihm, schon frühzeitig meine Hunde-Mailbox anzusteuern und gründlich zu inspizieren, was den Vierbeiner wohl zum zufriedensten Wesen innerhalb dieser Gemeinschaft machte.

Zwischen den beiden Pärchen dagegen herrschte stets Spannung.
Voran schritt Anne, das eisgraue, hagere, hochgewachsene und -seit dem Ableben ihres Mannes vor etwa fünfundzwanzig Jahren- stets in Schwarz gekleidete Alpha-Weibchen des Clans, das sich mithilfe von zwei Spazierstöcken ein wenig mühsam vorwärtsbewegte und ab und an kleine Pausen einlegte. Diese dienten jedoch weniger der Erholung, sondern hauptsächlich dazu, um mithilfe ihrer rechten Gehhilfe aus Hartholz, an deren unterem Ende eine eiserne Stumpfzwinge angebracht war, Unliebsames wie einen Zweig, eine Getränkedose oder auch eine Katze mit Nachdruck aus dem Weg zu räumen.

Immer einen halben Schritt hinter ihr befand sich Michaela - blondgesträhnt, klein und gewissermaßen ihre Assistentin, die nervös darauf wartete, dass sie zu Hilfe eilen konnte, falls die Umstände es erforderten, und somit ihre Existenz im Schatten der Hünin endlich einen Sinn erhalten würde.

Etwa zwei Meter hintendran und dadurch im sicheren Abstand zu den beiden handgefertigten Ahorn-Stöcken schlich Hermann neben Ann-Kristin. Fürsorglich hatte er seine rechte Hand auf ihren Rücken gelegt, die dann aber langsam nach unten wanderte und schließlich unter dem Saum ihres Minirocks verschwand.

Die leichten Bewegungen hinter diesem Sichtschutz waren durch die immer größer werdende Entfernung kaum noch zu erkennen, mir aber seit etwa dreieinhalb Jahren sehr vertraut.

Hermann war vernarrt in Ann-Kristin, das war offensichtlich; während sie seinen Zärtlichkeiten ohne eine bisher für mich erkennbare Reaktion begegnete.

Nur zu gerne hätte ich mich in diese Angelegenheit eingemischt - aber ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie ich das hätte anstellen sollen.
Ann-Kristin war zehn Jahre alt und Hermann ihr Vater.
 


"rollenspiel":
 

Wir grabschten unsere Sachen zusammen und eilten nach draußen, wo der Sturm erste Regentropfen in unsere Gesichter peitschte. Anja schloss ihren Wagen auf, und wir setzten uns hinein. Verwundert registrierte ich die Bruthitze darin. Sie drückte mir ihr Handy in die Hand, gab Brittas Adresse ins Navi ein und brauste sofort los. Ich blickte auf den kleinen Bildschirm und stellte erstaunt fest, dass es erst kurz nach halb vier war!

Es gelang mir nicht, die Handynummer meiner Mutter herauszubekommen; Panik ergriff mich. Wenn ihr jetzt etwas zustieß, dann war ich daran schuld!

Ich schluchzte, während ein wütender Regen gegen die Windschutzscheibe trommelte, dem die Scheibenwischer an Anjas Auto auch auf der Höchststufe nicht mehr Herr wurden. Die Sicht war miserabel; aber Anja raste, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her.

Wir ließen die Unistadt hinter uns und hatten noch etwa zwanzig Kilometer Landstraße vor uns, die uns obendrein mitten durch drei weitere Ortschaften führte.

Unablässig scannte ich die Umgebung in der stillen Hoffnung, seine anthrazitfarbene Limousine in irgendeinem Straßengraben zu erblicken, aus dem er für den Rest seines Lebens nicht mehr herauskommen würde; doch außer uns schien überhaupt kein anderes Auto mehr unterwegs zu sein. Diese Tatsache schien Anja Grund genug zu bieten, auch in den Ortschaften ihr Tempo nur unwesentlich zu drosseln. Sie wurde zweimal geblitzt.

„Keine Sorge“, brüllte sie, „den elektromagnetischen Wellen macht der Regen zwar nichts, aber auf einem Foto werde ich nicht mehr zu erkennen sein!“

Was redet sie da nur für einen Blödsinn, dachte ich. Aber dann registrierte ich, wie angespannt sich ihre Finger um das Lenkrad krallten und erkannte, dass es ihr überhaupt nicht um Strahlungen im Mikro- oder Radarwellenbereich oder gar um ein Foto ging, das sie als Raserin identifizieren könnte, sondern lediglich um den verzweifelten Versuch, ihre eigene Anspannung mit irgendwelchen Sprüchen lösen zu können.

Der dritte Blitz kam von oben und wurde von einem derart lauten Krachen begleitet, dass ich, deren Nerven längst blanklagen, laut aufschrie. Für einen kurzen Moment kam mir der Faradaysche Käfig aus dem Physikunterricht in den Sinn, was völlig überflüssig war: Würde dieses Phänomen nämlich nicht existieren, müsste ich mir höchstwahrscheinlich sowieso keinerlei Gedanken mehr über irgendetwas machen. 

Endlich hatten wir das Dorf erreicht, in dem Britta wohnte. Schon bogen wir in die Straße ein, die zum Haus meiner Mutter führte. Mein Puls war am Anschlag. Und da war es auch schon - gebaut auf dem größten und schönsten Grundstück, das dieser Teil des Ortes zu bieten hatte. Zu meinem Entsetzen registrierte ich, dass seine Limousine davorstand. Ein weiteres Auto war nicht zu sehen.

„Die Kollegen müssten eigentlich jeden Augenblick eintreffen“, bemerkte Anja nervös. „Gib mir den Hausschlüssel“, befahl sie, während sie ihr Smartphone wieder einsteckte. Ich hatte ihn bereits parat und reichte ihn ihr. „Du bleibst im Wagen!“

„Was willst du denn im Haus?“, rief ich, jetzt doch ziemlich panisch. „Er ist schon drinnen, und du bist nicht bewaffnet! Oder hast du vielleicht auch noch eine Ersatzpistole in deiner Wunderhose versteckt?“

In dieser Sekunde krachte der nächste Donner direkt über uns, und zusammen mit seinen Echos hörte sich das an wie eine ganze Salve von Schüssen.

Diese Geräuschkulisse in Kombination mit Anjas extremer Angespanntheit schien ihre Vernunft komplett auszuhebeln. Sie stürmte nach vorne und öffnete die Haustür. Und jetzt war auch mir alles egal! In Todesangst um meine Mutter hastete ich hinter ihr her.

Merkwürdigerweise lagen Flur und Treppenhaus komplett im Dunkeln. Aber die Badezimmertür im Obergeschoss war einen Spalt geöffnet, und aus dem fiel ein Lichtstrahl.

Mein Herz klopfte so laut, dass ich dachte, man könnte es im ganzen Haus hören. Anja hielt sich den rechten Zeigefinger vor den Mund; aber das war gar nicht notwendig. Trotz meiner Impulsivität war mir bewusst, dass jegliche unbedachte Handlung oder überhaupt irgendeine Äußerung meinerseits unter Umständen fatale Konsequenzen nach sich ziehen konnte.

Jetzt war aus dem Badezimmer eine Männerstimme zu vernehmen. So leise wie möglich begannen wir, die Treppe hochzusteigen. Ich zitterte am ganzen Körper, und die Dunkelheit verstärkte mein Unbehagen noch.

Und auf einmal spürte ich sie wieder, die klebrigen Spinnenfinger meiner nächtlichen Geister, die jetzt langsam meinen Nacken hochkrabbelten. Ich erstarrte. Auch beim letzten Mal war es eine Treppe gewesen, auf der ich sie wahrgenommen hatte - und zwar genau an dem Abend, an dem sich auch Grete Schultheiß in akuter Lebensgefahr befunden hatte.

Und wenn man dieses unheilvolle Omen ernstnahm, dann konnte man das unmittelbar darauf erfolgte Zerreißen meiner papiernen Einkaufstüte durchaus als grausiges Symbol für das Lebensende des Opfers sehen, und das Zersprengen des Einkaufs in lauter einzelne … - halt, aufhören! Du musst dich zusammenreißen, dachte ich. 

Wir hatten die Badezimmertür erreicht und spähten, beide schweratmend vor Aufregung, durch den etwa zehn Zentimeter breiten Spalt. Ich sah meine Mutter direkt vor der Badewanne stehen: Dem Himmel sei Dank - sie schien unversehrt zu sein!

Doch von uns aus gesehen direkt links neben ihr stand er und hielt ihr seinen Revolver an die Schläfe. Mein Puls schoss noch weiter nach oben. Dann war von der für uns nicht einsehbaren, gegenüberliegenden Seite her plötzlich eine männliche Stimme zu vernehmen.

Als der Satz „Na – und jetzt?“ fiel, veränderte sich Anjas Gesichtsausdruck schlagartig. Sie zog ihr Zweithandy aus ihrer Hosentasche - und genau in diesem Augenblick überschlugen sich die Ereignisse.
 


Über mich – und meine Leidenschaft für Geschichten




 

 

 

 

 

 

1960 als älteste Tochter von insgesamt fünf Kindern geboren zu werden, war eine echte Herausforderung.
In einer Welt voller Spießigkeit und Bigotterie, in der kriegstraumatisierte Autoritäten wie meine völlig überforderten Eltern Kinder mit teilweise brachialen Erziehungsmethoden, die sich an einem -von den Alliierten verbotenen- „Erziehungsratgeber“ aus dem „Dritten Reich“ * orientierten, in Schach zu halten versuchten, waren Geschichten oft meine einzige Fluchtmöglichkeit.
Ob erzählt, aus wunderschön illustrierten Bilderbüchern vorgelesen oder auf Schallplatten gehört, bahnten sie mir den Weg in phantastische Parallel-Universen – auch nachts in meinen Träumen.
Mit gemalten Bildern und -nachdem ich endlich schreiben konnte- selbst verfassten Erzählungen wurden diese Abenteuer nicht nur plastischer; sondern gaben mir auch die Möglichkeit, ihren Verlauf mitzugestalten.
Diese Leidenschaft hat mich nie wieder losgelassen.
Doch nach der Verleihung des Scheffelpreises an meinem Schulabschluss hat sich fast vier Jahrzehnte lang zunächst alles um meine Ausbildung, meinen Beruf als Lehrerin und vor allem um meine drei Kinder gedreht, die ich neben meiner Arbeit weitgehend als Alleinerziehende (und Alleinverdienerin) großgezogen habe.
Aber dann kam eines Tages doch noch mein Prinz in Gestalt meines zweiten Mannes vorbei und ermutigte mich dazu, mich wieder meinen Geschichten zu widmen. Und so habe ich zwischen 2021 und 2024 sieben Bücher veröffentlicht.

Mittlerweile bin ich glückliche Großmutter – meine Familie ist das Wichtigste in meinem Leben!
Und ich interessiere mich leidenschaftlich für Detektivgeschichten, Forensik, Traumforschung und Fotografie.
Ich schreibe keine „typischen“ Krimis, aber in meinen letzten vier Romanen taucht immer eine Leiche auf, deren Schicksal sich in dem ganz unterschiedlicher Frauen verheddert hat.

Ich wünsche Ihnen und Euch spannende Unterhaltung mit meinen Büchern!

 

 


Herzlichst – Sabeth Ackermann

 

 


*: Dr. Johanna Haarer, Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind, Erstveröffentlichung 1934 bei J.F. Lehmanns, München/Berlin

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